Tag 12399
Kapitel V: Inventur
Doch war tatsächlich ausschließlich meine Anpassung an dieses diabolische System in dem aufwuchs, ursächlich für meine resultierende moralische Entartung, so ich mich schließlich als agierender Täter in der Herrentiere Suchtsystem integrierte?
War ihr Lügen, Vortäuschen, Betrügen, Rauben, Morden, dass gegenseitige sich zur Beute greifen, Prostituieren und Versclaven tatsächlich Grund, dass ich mich soweit anpasste, so dass ich schließlich ununterscheidbar einer der Ihrigen wurde?
Meine Suchterkrankung schritt unaufhaltsam voran, gleich einer Hydra bildete sie beständig neue Häupter aus, einhergehend mit dem süchtigen Verfall der Gesellschaft, der prototypisch an der maßlosen Vermehrung bereifter, gekielter und geflügelter Dämonen des occulten Drachenblutcultes sichtbar ward. Gleich sie lärmten und gifteten, so auch ich und als vorläufigen Tiefpunct meiner Suchterkrankung brachte ich schließlich gar mein eigenes Schwesterchen auf des Satans Altare, der Herrentiere Traditionen und Gebräuchen gemäß, zum Opfer dar. Mit ein paar Silberlinge ward ich hierfür belohnt, so ich sie an Satan verschachert hatte.
War ich also nicht, wie die meisten aus der Ihrigen Scharen, schlicht eine Ausgeburt der Hölle, zur moralischen Prüfung auf die Affeninsel entsandt, um mich zu bewähren und bereits allzu früh durchgefallen?
Im Laufe des weiteren, unaufhaltsamen Fortschreitens meiner Suchterkrankung traf ich nach einem weiteren Tiefpunct auf eine Gemeinde, die die Selbstmitteilung Gottes als grenzenlose Liebe celebrierte. Diese Botschaft gefiel mir, ließ mich guten Gewissens weiter giften und die intellectuelle Herausforderung durch den verkündenden Jesuiten passte gut in meinen damaligen Studiengang, bot gar mehr als morphologische Psychologie und radicaler Constructivismus zusammen an Lösungspotential. Einzig der Gemeinde Alltag ward ein Wermutstropfen ob der frohen Botschaft, ward er eher von primitiven Abwehrmechanismen Frühgestörter und Süchtiger bestimmt, als von der Freude an Erlösung durch die frohe Botschaft von der Herrschaft des Schreckens und der Angst. Ebenfalls schien des Priester Erkrankung unaufhaltsam fortzuschreiten, eine eigene Krankheitseinsicht hingegen blieb mir fürderhin fremd, wenngleich offenbar in der Gemeinde nicht gänzlich verborgen, so ich hierin eine Alcoholcerin fand, die meinem Genesungsweg auf die Sprünge half, in dem sie mir eine EA Gruppe empfahl. Hier konnte ich an nun an meiner emotionalen Heilung arbeiten und herbei guten Gewissens fortgiften. Es bedurfte eines weiteren Tiefpuncts bis ich zu NA und AA fand. Nach Jahren begann mir dann allmählich die Einsicht aufzudämmern, dass die Drogenweisheit "Never trust a junkie" für jegliche Form der Suchterkrankung, gleich ob nun Suchtssystem oder Co-Suchtsystem, galt, diese Systeme waren allesamt zutiefst diabolisch verderbt.
Der erste Auslöser hierfür ward die Mitteilung des Gruppensprechers während eines Arbeitsmeetings, dass die "Suffköpp prozessierten". Diese organisierte Säuferbande hatte doch tatsächlich gerichtlich Urheberansprüche gegen einen der Unsrigen geltend gemacht. Welch tiefer Fall, ich begann mich meiner AA Mitgliedschaft fremdzuschämen. Etwa zu de gleichen Zeit, mutmaßlich meiner parasitären Naivität geschuldet, ließ ich mich zum Opfer eines beutegreifenden, sex-, geld- und machtsüchtigen NA-"Freundes" machen, so ich schließlich einem Tiefpunct posttraumatischer Decompensation entgegegen blickte.
Meine derzeitige Bewährungsfrist jedenfalls neigt sich ihrem Ende entgegen. Würde mir hernach der Aufstieg ins Himmelreich gewährt? Ein gründliche und furchtlose moralische Inventur meines bisherigen Lebens, ließ diese Möglichkeit bestenfalls als eine nicht gänzlich auszuschließende, unverdiente Marginalie erscheinen. Also galt es nunmehr Vorbereitungen für meine Rückkehr in des Totenreiches Sonderlager Hölle für weitere 1000 Jahre Buß- und Läuterungsvollzug zu treffen. Ich hatte mich nicht eben beliebt gemacht bei den Dämonen der Affeninsel, so derer weiteres Abwerten, Ausgrenzen und Mobben für mich in der Hölle zu gegegenwärtigen waren.
Zudem ward mein Vergeltungswunsch gegen die dämonischen Hofschranzen auf einem historisches Maximum, so eine einfache Rückkehr in des Totenreiches Sonderlager Hölle für weitere 1000 Jahre keinesfalls für mich in Frage kam. Ich hatte mir bereits Satans Haupt gesichert, so falls mir der Aufstieg ins Himmelreich verwehrt, ich mit dieser Trophäe in der Hand die Macht in der Hölle spielend übernehmen würde. - Hernach würde in der Tat nichts mehr so sein, wie es einst war. Einzig die Frage, ob denn der Kopf, den ich als Trophäe in Händen hielt, nicht in Wahrheit mein eigener Kopf ward oder weit übler noch gar meines eigenen Schwesterchens Haupt, quälte mich, doch für Zweifel ward es nunmehr zu spät.
Liliths LIEBES-Gebet
HEILIGEN NAMEN
DEINER LIEBE Reich komm†
DEINER LIEBE Wille geschieh†
Wie im Himmel so auch in der Scheol
Unsere tägliches Gemeinschaft
Vergib uns unsere Schuld
und hilf uns auch zu vergeben
sowie
wiedergutzumachen unserer Sünden
Greuel- und Freveltaten
Führe uns in unseren Versuchungen
Amen
Denn DU bist
EWIGES LEBEN
Der